Prof. Dr. F. W. Koch
Weiterbildungsmatrix für die Facharztausbildung Orthopädie und Unfallchirurgie nach der neuen Weiterbildungsordnung am St. Josef Troisdorf*
* Die im St. Josef Troisdorf erstellte Weiterbildungsmatrix orientiert sich zur besseren Übersicht in der Zahlenreihenfolge nach der WBO-Vorgabe. Die Ausbildungsziele sind somit nicht in chronologischer Reihenfolge der dafür vorgesehenen Ausbildungsjahre angeordnet ! Diese Matrix wurde für die Orthopädisch-unfallchirurgischen Häuser der GFO erstellt.
Klinik: GFO Kliniken Troisdorf, Betriebsstätte St. Josef Troisdorf
Fachabteilung: Orthopädie und Unfallchirurgie
Erstellt am 28.02. 2008 (von Prof. Dr. F.W. Koch)
Fach: Orthopädie und Unfallchirurgie
1. Vorbeugung, Erkennung, Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Verletzungen/ Folgezuständen sowie Formveränderungen, Fehlbildungen, Funktionsstörungen und Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates unter Berücksichtigung des Alters.
Ausbildungsziel des 1. Jahres der Facharztausbildung:
Die Ausbildung zur Vorbeugung, Erkennung, Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Verletzungen/ Folgezuständen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Rehabilitationsklinik Nümbrecht und der Orthethischen Werkstatt Rahm (Troisdorf/ Spich) in Verbindung mit der orthopädisch-unfallchirurgischen Ambulanz. Ganztägig werden von den auszubildenden Ärzten die Patienten ambulant untersucht und unter Berücksichtigung der vorliegenden muskuloskelettalen Funktionseinschränkungen erfolgt die Unterweisung in die orthetische Versorgung einschließlich der Verordnung von Gebrauchshilfen zum Gelenkschutz.
Der Auszubildende wird in der Wirbelsäulensprechstunde in die Korrekturprinzipien starrer Korsette zur Skoliosebehandlung eingeführt, kontrolliert den Behandlungserfolg und leitet unter Aufsicht die Miederversorgung degenerativer Lumbalskoliosen und Osteoporose-bedingter Kyphosen ein. Unter Hinweis auf die Vermeidung von Druckgeschwüren und Unverträglichkeiten der Altershaut wird der Auszubildende in der Werkstoffkunde hinsichtlich der geeigneten Wahl der orthetischen Materialien unterrichtet. Er erstellt zusammen mit der Orthopädie-Werkstatt die Indikation für Schuhzurichtungen, den orthopädischen Schuh, entlastende Einlagen und Schuhzurichtungen bei altersbedingten Beinachsenfehlstellungen.
Belastungsschemata zur Aufbelastung von Osteosynthesen nach Frakturen werden gemeinsam erarbeitet und am Patienten festgelegt. Ältere Patienten erhalten Unterweisungen in der Sturzprophylaxe. Es erfolgt die Einweisung in die Erstellung eines Behandlungsplanes zur orthetischen Versorgung nach Amputationen unter Abwägung von Kostenaufwand und Sinnfälligkeit nach Abschätzen von Koordinations- und Kooperationsfähigkeit insbesondere des Alterspatienten.
2. Behandlung von Schwer- und Mehrfachverletzten einschließlich des Traumamanagements
Ausbildungsziel des 3. Jahres der Facharztausbildung:
Die unfallchirurgisch-orthopädischen Behandlung von Schwer- und Mehrfachverletzten läuft in unserer Klinik unter sofortiger Mitwirkung des Anästhesisten nach einem vorgegebenen Schema ab.
Kenntnisse und Fertigkeiten in der Vorrangigkeit der Versorgung von bedrohlichen Verletzungen und der logischen Reihenfolge der Behandlung der einzelnen Verletzungsgebiete werden vermittelt.
Die Weiterzubildenden stellen zunächst unter Anleitung des Anästhesisten die Kreislaufstabilisierung sicher. Dann erfolgt nach Ganzkörperuntersuchung das erforderliche diagnostischen Vorgehen nach einem festgelegten unfallchirurgischen Algorhythmus und die Organisation der operativen oder konservativen Versorgung.
3. Notfallversorgung neurotraumatologisch, gefäßchirurgisch, thorax- und visceralchirurgisch in interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Ausbildungsziel des 2. Jahres der Facharztausbildung:
Die weiterzubildenden Ärzte unserer Klinik werden, bedingt durch die ausgedehnten diagnostischen Möglichkeiten im Hause (NMR mit der Möglichkeit der MR-Angiographie und intracerebraler und intraspinaler Darstellung von neuralen Läsionen, 1-Zeiler-CT, 16- Zeiler-CT zur Darstellung und Klassifizierung von knöchernen Wirbelsäulenverletzungen) unmittelbar an die Notfallversorgung der Verletzungen von Thorax, Wirbelsäule und Gefäßen sowie intraabdomineller Organe herangeführt und nehmen nach der Notfallversorgung auch an der definitiven operativen Versorgung (mit Ausnahme der verlegungspflichtigen intracerebralen Läsionen) teil. Sämtliche instabilen Wirbelsäulenverletzungen werden im eigenen Hause versorgt.
4. Intraoperatives Röntgen und Strahlenschutz
Ausbildungsziel des 1. Jahres der Facharztausbildung:
Die weiterzubildenen Ärzte werden im Rahmen der transpedikulären instrumentierten Wirbelsäulenstabilisierungen, den röntgenintensiven Thermodenervationen und Marknagelungen sowie sämtlicher intraoperativer Stellungskontrollen von Prothesen und Osteosynthesen sowohl im Operationssaal als auch durch regelmäßige Instruktionen des OP-Managements in den eigenen Strahlenschutz eingewiesen und kontrolliert. Die Weiterzubildenden erlernen die Prinzipien der Abstandhaltung, vorrangig vor der Deckung, den ordnungsgemäßen Gebrauch von Röntgenschürzen, Bleihandschuhen und Schilddrüsenschutz und die Handhabung der Röntgenplaketten.
Die weiterzubildenden Ärzte werden weiterhin nach den gleichen Prinzipien des eigenen Strahlenschutzes auch zum Strahlenschutz des Patienten angeleitet und zu kurzen Durchleuchtungszeiten, Gonadenschutz und eingrenzender Röntgendiagnostik mit eindeutiger Röntgenanweisung einschließlich des alternativen Einsatzes nicht strahlenbelastender Untersuchungsmethoden angehalten.
5. Konservative und funktionelle Behandlung von angeborenen und erworbenen Deformitäten und Reifungsstörungen.
Ausbildungsziel des 2. Jahres der Facharztausbildung:
Die weiterzubildenden Ärzte werden, bedingt durch die geburtshilfliche Abteilung am Hause mit jährlich etwa 1000 Geburten, in die konservative und funktionelle Behandlung der Hüftreifungsstörungen des Säuglings eingewiesen und stellen nach eigener Durchführung der Hüftultraschalldiagnostik unter Anleitung und Überwachung die Indikation zur Retention mit verschiedenen Spreizhosen durch. In der Überwachung des Säuglings kommt weiterhin auch die Bandagenbehandlung - hier vorzugsweise die Pavlik-Bandage - als funktionelles Verfahren der Hüftzentrierung zur Anwendung. Zur etwaigen weiteren Gipsbehandlung bei instabilem Hüftgelenk wird die Behandlung in Kooperation mit der Kinderklinik St. Augustin dort durchgeführt.
Sämtliche angeborenen Fussdeformitäten werden früh mittels redressierenden und täglich korrigierenden Gipsverbänden behandelt und der Korrektureffekt überprüft und vor Abschluss die Eltern auf die Notwendigkeit der Fußgymnastik hingewiesen.
Schräglagedeformitäten z.B. der muskuläre Schiefhals, werden frühzeitig einer funktionellen Therapie (z. B. Vojta-Therapie im Hause) zugeführt.
Die konservative und funktionelle Behandlung von erworbenen Deformitäten stellt einen wesentlichen Bestandteil der Weiterbildung in unserem Hause dar. Die hier vorwiegend zur Behandlung anstehenden Patienten mit Adoleszentenskoliosen sowie listhetische Fehlstellungen und thorakal-juvenile Kyphosen werden neben der Verordnung einer speziellen Krankengymnastik mit verschiedenen Aktiv- und Passiv-Korsetten sowie in der Modultechnik - oder individuell gefertigt - versorgt. Die weiterzubildenden Ärzte werden weiterhin in die Indikation und den Gebrauch von Leibbinden, Bandagen, halbelastischen und elastischen Miedern eingewiesen.
Formabweichungen der unteren Extremität im Wachstumsalter werden mit Oberschenkelnachtlagerungsschienen versorgt. Genua valga und vara werden mit Pufferabsätzen und entsprechenden Schuhaußenranderhöhungen versorgt. Die Auszubildenden erlernen die Indikationsstellung zu konservativer und operativer Therapie von Achsfehlstellungen der unteren Extremitäten im Kindes-Jugend- und Erwachsenenalter einschließlich der Behandlung der Osteochondronekrose der proximalen medialen Tibiametaphyse.
6. Konservative und operative Behandlung rheumatischer Erkrankungen
Ausbildungsziel des 1. Jahres der Facharztausbildung:
Die in der Weiterbildung befindlichen Ärzte erhalten eine breit gefächerte Ausbildung im Bereich der entzündlich rheumatischen Erkrankungen. Bedingt durch die enge Zusammenarbeit mit der Rheumatologie der Medizinischen Universitätspoliklinik Bonn mit derzeitiger gemeinsamer Erforschung der zellulären Pathologie einschließlich der Kaskade der inflammatorischen Enzyme der Arthritis erfolgt nach internistischer Einstellung der Basis-Therapie die Unterichtung in der stadiengerechten konservativen Therapie der primär chronischen Polyarthritis. Weiterhin erfolgt die Einweisung in die Erkennung und Mitbehandlung des gesamten Spektrums der entzündlich rheumatischen Erkrankungen (reaktive Arthitiden und HLA-B27 assoziierte Erkrankungen), deren klinisches Befallsmuster und ihre radiologischen und laborspezischen Besonderheiten.
In Abhängigkeit der erhobenen spezifischen Anamnese, Befundung des Gelenkstatus und der Evaluierung des Laborbefundes und des Röntgenbefundes erfolgt dann die Einweisung in die konservative Therapie mit Gelenkschutzorthesen, Hilfsmitteln und Lagerungsschienen sowie Radiosynoviorthesen. Die Indikation zur früharthroskopischen Synovektomie sowie zum späteren prothetischen Ersatz wird vermittelt. Unter Anleitung stellen die Ärzte den hauseigenen Behandlungsplan zur Durchführung von balneophysikalischer Therapie auf und überprüfen dessen Wirksamkeit und die physikalischen Maßnahmen in der eigenen physikalischen Abteilung unseres Hauses.
7. Operative Behandlung von Tumoren der Stütz- und Bewegungsorgane
Ausbildungsziel des 2. u.3. Jahres der Facharztausbildung
Das St. Josef-Hospital besitzt eine onkologische und strahlentherapeutische Abteilung am Hause. Die gynäkologische Abteilung ist als Brustzentrum ausgewiesen.
Die weiterzubildenden Ärzte werden daher ausgebildet in der Früherkennung von Tumoren. Sinnfälligkeit und Aussagefähigkeit der von Ihnen zu veranlassenden bildgebenden Verfahren werden diskutiert. Bedingt durch das recht hohe Aufkommen von benignen und malignen Primärtumoren und ihrer meist ossären Metastasen liegt eine hohe Zahl von Behandlungsfällen vor, so dass in hoher Dichte die Wertigkeit nicht invasiver und invasiver operativer Verfahren vermittelt wird. Im einzelnen erlernen die Ärzte in unserem Hause je nach Ausbildungsstand zunächst die Entfernung von kleineren gutartigen Tumoren wie Ganglien, Hygromen, cartilaginären Exostosen und des Osteoidosteoms. Im fortgeschrittenen Ausbildungsstand erfolgt die Anleitung zur Entfernung von gutartigen Knochentumoren wie den größeren nichtossifizierenden Knochenfibromen einschließlich der autologen oder homologen Knochenaufbauplastik aus der hauseigenen Knochenbank.
Im weit fortgeschrittenen Stadium der Ausbildung wird der Auszubildende an die operative Stabilisierung der metastatisch befallenen Wirbelsäule, die Ausräumung stammnaher, aktiver Enchondrome und die palliative intra- und extramedulläre diaphysäre Extremitätenstabilisierung sowie die Implantation von Tumorprothesen bei gelenknahem metastatischen Knochenbefall herangeführt.
8. Erkennung und Behandlung von Weichteilverletzungen, Wunden und Verbrennungen einschließlich rekonstruktiver Verfahren.
Ausbildungsziel des 3. Jahres der Facharztausbildung:
Der weiterzubildende Arzt wird zur Behandlung sämtlicher traumatischer und degenerativer Weichteilverletzungen und Schäden angeleitet.
Schwerpunktmäßig erfolgt die Rekonstruktion von traumatischen Schulter-Labrumläsionen zur Behandlung der instabilen Schulter, der konservativen und operativen Versorgung von Sehnenabrissen (Biceps), und der Bandnaht der Seitenbänder von Ellenbogen- und Daumengrundgelenk.
.Durch tägliche Konfrontation mit den häufigen Kapselbandverletzungen des Knie- und oberen Sprunggelenkes erlernt der Arzt die klinische Diagnostik der Seiten- und Kreuzbandverletzungen und nimmt an den großteils arthroskopischen Rekonstruktionen teil. Somit erreicht er eine intraoperative Rückmeldung über die Sicherheit seines klinischen Untersuchungsergebnisses. Er wird weiterhin eingewiesen in die Indikation zur operativen oder konservativen Versorgung der Achillessehnenruptur unter Einbeziehung des sonographischen oder kernspintomographischen Befundes. Die speziellen Nahttechniken und Sehnenersatzoperationen im Knie- und OSG-Aussenbandbereich werden demonstriert und zunächst im offenen Verfahren unter Anleitung durchgeführt.
Weichteilprellungen und stumpfe Weichteilkontusionen mit entlastungsbedürftigen Hämatomen sind ebenso wie die Behandlung von offenen Wunden und Verbrennungen Bestandteil der täglichen Ausbildung. Besonderer Wert wird auf ein aseptisches Vorgehen, ein effizientes Wunddebridement und eine hygienisch einwandfreie Verbands- und Punktionstechnik der Gelenke gelegt. Der Auszubildende soll bei der offenen Wundbehandlung Erfahrung sammeln hinsichtlich des geeigneten Zeitpunktes einer Sekundärnaht, der plastischen Hautdeckungstechniken (Spalthaut, Meshgraft und Reverdin) und diese Methoden selbst anwenden sowie durch regelmäßige Verbandswechsel die Einheilung überwachen.
Er soll in der Lage sein, den Schweregrad einer Verbrennung zu erkennen, die systemischen Auswirkungen rasch abzuschätzen und die Indikation zur Substitution, Tetanusprophylaxe und Antibiotikatherapie zu stellen.
9. Erkennung und Behandlung von Verletzungen, Erkrankungen und Funktionsstörungen der Hand.
Ausbildungsziel des 2. Jahres der Facharztausbildung:
Der weiterzubildende wird in die Funktionsdiagnostik der Hand mit dem Schwerpunkt der Sehnenverletzungen, der Tenosynovitiden, der Ringbandpathologie und der reaktiven und idiopathischen Kontrakturen eingeführt und in die operative Therapie eingewiesen.
Er erlernt die Diagnostik und Therapie der häufigsten Kapselbandverletzungen der Fingergelenke und Handgelenksganglien.
Er behandelt die typischen und unkomplizierten Nervenentrapment-Syndrome der Hand und legt Schutzverbände bei den typischen, entzündlichen Tenosynovitiden der Hand an.
Die speziellen Röntgeneinstellungen zur Erkennung von komplizierten und schwer erkennbaren Luxationen und Instabilitäten im Handwurzelbereich werden demonstriert.
Die konservative und operative Therapie sämtlicher Handgelenksbrüche einschließlich ihrer frakturspezifischen Zugangswege wird erlernt.
10. Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Sportverletzungen, Sportschäden und deren Folgen.
Ausbildungsziel des 1. Jahres der Facharztausbildung:
Das vermehrte Aufkommen an Sportverletzungen in unserer Klinik gewährleistet in hohem Maße die Ausbildung in der Prävention, Diagnostik und Therapie dieser Sportverletzungen und Überlastungsschäden vorwiegend im Bereich von Schulter, Knie und oberem Sprunggelenk.
Die Ausbildung zur Prävention von Sportschäden beinhaltet die Aufklärung über das Übertraining mit Schwerpunkt der überlasteten Schulter, des fehlbelasteten Ellenbogens, Knorpelüberlastungsschäden am Knie, fehlstatischer Belastungen im Unterschenkel- und Fußbereich sowie der sportartspezifischen Überlastungsreaktionen der Wirbelsäule.
In der Prävention und Behandlung von Sportschäden erlernt der Auszubildende die physikalische Therapie, vorwiegend in der Form der klassischen Massage mit Detonisierung und Durchblutungsförderung von myogelotischen Muskelpartien. Er lernt, diese Maßnahmen dem individuellen Verletzungsausmaß und der Reaktionslage des Patienten anzupassen.
Der Auszubildende nimmt teil an der Gestaltung des medizinischen Aufbautrainings (MAT), welches in unserem Hause nach Gustavsen und Streeck erfolgt.
Typische chronische Schädigungen wie die Achyllodynie des Langstreckenläufers, die Koxarthrose und die Marschfraktur der Mittelfußknochen beim Geher, Ermüdungsbrüche des Unterschenkels bei übertriebenem Training, die Weichteilverknöcherungen nach iterierenden Traumen, Ellenbogenkapselverknöcherungen beim Golferarm, Epicondylitiden des Tennisarmes, die Patellar-Sehnenentzündung des Springerknies und die Überlastungstenosynovitiden von Schulter, Unterschenkel und Fuß werden konservativ oder operativ versorgt und der Auszubildende in die Differentialdiagnostik und Therapie eingeführt.
Der Weiterzubildende erhält Einblick und therapiert unter Anleitung die allfälligen typischen Sportverletzungen: traumatische Schulterluxationen, Kapselbandverletzungen der Hand (Skidaumen), Endstrecksehnenabrisse, traumatische Risse der Kollateral- und Kreuzbänder des Kniegelenkes und der Meniscen sowie Kapselbandverletzungen des oberen Sprunggelenkes.
11. Mitwirkung bei Operationen höherer Schwierigkeitsgrade
Ausbildungsziel des 3. Jahres der Facharztausbildung:
Im regelmäßigen orthopädisch-unfallchirurgischen Einsatz wirkt der Auszubildende je nach Ausbildungsstand bei nachfolgenden Eingriffen höherer Schwierigkeitsgrade mit:
a) Dorsoventrale oder dorsale Wirbelsäuleninstrumentationen bei Wirbelfrakturen oder degenerativen Instabilitäten mit neurologischen Defiziten
b) Komplizierte Brüche der oberen und unteren Extremitäten
c) Aufwendige komplette Prothesenwechsel an Hüfte und Knie mit autologem oder homologem Knochenaufbau.
d) Gelenknahe Umstellungen an Hüfte und Knie mit Osteosynthesen
e) Arthroskopische vordere und hintere Kreuzbandersatzchirurgie
12. Prävention und Behandlung von Knochenerkrankungen und der Osteoporose
Ausbildungsziel des 1. Jahres der Facharztausbildung:
Die Prävention von Knochenerkrankungen, die stoffwechselbedingt oder erblich sind, ist Gegenstand der täglichen Ausbildung (Ausbilder ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Osteologie).
Der Weiterzubildende erwirbt Kenntnisse in der Erkennung und Vorbeugung nahezu sämtlicher metabolischer Osteopathien.
So erlernt er die röntgenmorphologische Unterscheidung von metabolischen Osteopathien mit verminderter oder erhöhter Knochendichte, deren spezifisches Labormuster und die erforderlichen endokrinen Zusatzuntersuchungen bei allen Formen des Hyper- und Hypoparathyreoidismus und den verschiedenen Formen der Osteomalacie.
Er erhält Einblick in die seltenen toxischen Osteopathien.
Er erlernt die Deutung der bildgebenden Verfahren und die stadiengerechte Therapie von zirkulatorischen Osteopathien, hier vorwiegend der Osteonekrosen von Hüftkopf und medialer Femurkondyle im Früh- und Spätstadium der Erkrankung.
Der Auszubildende wird einbezogen in die Diagnostik der infektiösen Osteopathien. Er erlernt die Frühdiagnostik der hämatogenen, endogenen Osteomyelitis mit Herdsuche und Einschätzung der Erregerrelevanz sowie die Abgrenzung der spezifischen Osteomyelitis mit ihren spezifischen Untersuchungsmethoden.
Die Behandlung von posttraumatischen, exogenen Osteomyelitiden und der Osteitis vorwiegend nach Osteosynthese und Hüftprothetik in der Früh- und Spätform sind Bestandteile der Ausbildung.
Das hauseigene Brustzentrum mit einer hohen Zahl von plastischen Eingriffen nach Mamma-CA sowie die onkologische Abteilung am Hause konfrontieren die unfallchirurgisch- orthopädische Abteilung zwangsläufig häufig mit neoplastischen Osteopathien. In Zusammenarbeit mit der am Hause befindlichen Abteilung für Strahlentherapie erlernt der Auszubildende in der regelmäßig stattfindenden Tumorkonferenz die Abwägung der konservativen oder operativen Therapie unter Einbeziehung der strahlentherapeutischen Indikationen.
Das Krankheitsbild der Osteoporose, periartikulär wie systemisch, lernt der Auszubildende in seiner Ätiologie und Klassifikation kennen. Er erkennt Risikofaktoren und den Prädilektionstyp und lernt die Meßmethoden zur Bestimmung der Mineralsalzdichte und ihren Aussagewert kennen. Er wird angeleitet, die medikamentöse Therapie von low und high turnover Osteoporosen einzuleiten und zu überwachen. Er lernt die Pathogenese und Röntgenmorphologie der Osteoporose an Wirbelsäule und Hüfte kennen und wird eingewiesen in die konservative Therapie der Wirbelfrakturen mit statisch mechanischer Sicherung durch Rahmenstützkorsette bis zur aktiven oder teilaktiven Rumpforthesen - und Miederversorgung .
Er lernt die Indikation zur Vertebro- und Kyphoplastie kennen, führt diese unter Anleitung durch und kennt die intraoperativen Risiken sowie die Anschlußproblematik.
In Zusammenarbeit mit der Orthopädischen Rehabilitationsklinik Nümbrecht mit gemeinsamem Ausbildungsvertrag erfolgt die Unterrichtung in der Prävention der Osteoporose und die Anleitung zur allgemeinen Osteoporosetherapie. Ein multimodales Konzept zur Sturzprophylaxe beinhaltet hier ein gezieltes Training von Alltagsaktivitäten (ADL), den Einsatz von Hüftprotektoren und die Organisation von sozialen Hilfen.
13. Biomechanik
Ausbildungsziel des 1. Jahres der Facharztausbildung:
Der Auszubildende lernt bei der Beurteilung des Skelettwachstums den Einfluß einer gestörten Biomechanik auf das enchondrale und perichondrale Knochenwachstum kennen. Die biomechanisch geprägte Form-Funktionsproblematik unter dem Einfluß neurophysiologischer Vorgänge soll ihm die Auswirkung mechanischer Kräfte auf die biologischen Anpassungsvorgänge nahebringen. Er erhält Kenntnisse über die radiologisch erkennbaren Auswirkungen einer gestörten Biomechanik an Gelenken und Extremitätenachsen und er erlernt operative und konservative Methoden zur Wiederherstellung einer ungestörten Biomechanik durch Orthesen, Zurichtungen und operative Achskorrekturen. Er lernt die altersabhängige Wachstumsdynamik und ihre biomechanisch relevanten Kompensationsmöglichkeiten kennen.
Biomechanische Kenntnisse der Gelenksfunktion und der Stabilisatoren insbesondere an Knie und Schulter werden vermittelt. Sie bilden die Grundlage zum Verständnis der pathomechanischen Folgen isolierter oder komplexer Kapselbandverletzungen und deren Therapie.
14. Chirotherapeutische und physikalische Maßnahmen, funktionelle und entwicklungsphysiologische Übungsbehandlungen sowie medizinisches Aufbautraining und Gerätetherapie
Ausbildungsziel des 2. Jahres der Facharztausbildung:
Der Weiterzubildende erlernt die Grundzüge der manuellen Einwirkungsmöglichkeiten in Form der Massage, der Mobilisation und der Manipulation.
In unserer Physikalischen Abteilung erfolgt die Einführung in die Technik der klassischen Massage, der Bindegewebsmassage, der Unterwasserdruckstrahlmassage und der manuellen Lymphdrainage.
Die Mobilisation erfolgt in Form unserer Muskelenergietechniken einschließlich der postisometrischen Relaxation, teils mit Längs - und Querdehnung der beteiligten Muskulatur.
Die Manipulationen werden durch chirotherapeutisch ausgebildete Mitarbeiter demonstriert unter strenger Kontrolle der Kontraindikationen. Die impulsartig durchgeführten Bewegungs - und Einwirkungsmöglichkeiten auf ein Gelenk werden verdeutlicht.
Funktionelle und entwicklungsphysiologische Übungsbehandlungen kommen in unserem Hause in 3 Formen zur Anwendung und werden den Auszubildenden in ihrer speziellen Indikation demonstriert.
Es werden Kenntnisse erworben in der Methode nach Bobath. Die durch Training der Stell- und Lagereflexe erworbene Minderung der Spastizität kann am Einzelfall nachvollzogen werden.
Die Behandlung nach der Methode von Vojta bei Hüftdysplasien, Kontrakturen und idiopathischen Skoliosen wird demonstriert und ihre Indikation in Fallvorstellungen diskutiert.
Dem Weiterzubildenden wird in der krankengymnastischen Abteilung die Auslösung komplexer Bewegungsmuster (pattern) zur Verbesserung der neuromuskulären Leistungsfähigkeit demonstriert. Diese propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation PNF als Bewegungsbahnung nach KABAT ist wie die Behandlungsmethode nach Brügger zur Beseitigung des arthrotendomyotischen Blockierungsreflexes Bestandteil der krankengymnastischen Therapie imHause. Die spezielle Indikation und Kenntnisse über die Durchführung dieser Methoden werden ständig vermittelt.
Die Gerätetherapie zum gezielten sensomotorischen Training wird dem Auszubildenden in unserem Hause in Form der Übungsbehandlungen mit krankengymnastischen Hilfsmitteln und der Schlingentischbehandlung vermittelt. Zur Anwendung kommen Kreisel, Minitrampolin, Sprossenwand, Wackelbrett, Pezziball, Impander, Pedalo, Schwingplatte, Kletterseil, Therapieband, Aerostep und Spacecurl.
Die Indikation und Durchführung der Schlingentischbehandlung wird vermittelt.
15. Technische Orthopädie und Orthopädische Hilfsmittel
Ausbildungsziel des 1. Jahres der Facharztausbildung:
Im Bereich der technisch-orthopädischen Versorgung unmittelbar postoperativ sowie in der späteren Rehabilitation lernt der Weiterzubildende, im interdisziplinären Team von Patient, Physiotherapeut, hausangeschlossener Orthopädie-Technik und Orthopädie-Schuhtechnik die Herausarbeitung der funktionellen Ausfälle des Patienten und die Zielsetzung einer entsprechenden Orthesen- oder Prothesenversorgung.
Die Ausbildung in unserem Hause beinhaltet
a) die Indikationsstellung für Orthesen der oberen und unteren Extremität, der Wirbelsäule, der Skoliose und Lähmungen.
b) Prothesen der oberen und unteren Extremität
c) Hilfen in Form der technischen Alltagshilfen, der Rollstuhlversorgung, der Schuhversorgung einschließlich der Verordnung von Maßschuhen, der Hilfsmittel zur Kompressionstherapie, der Gehhilfen, der Stehhilfen und der Greifhilfen.
Der Weiterzubildende wird eingewiesen in:
a) die gesetzlichen Bestimmungen der Hilfsmittelverordnung § 33 SGB I
b) die gesetzlichen Bestimmungen der Hilfsmittelverordnung § 31 SGB IX
c) das Hilfsmittelverzeichnis der Krankenkassen § 128 SGB V
16. Durchgangsarzt- und Verletztenartenverfahren der gewerblichen Berufsgenossenschaften
Ausbildungsziel des 1. Jahres der Facharztausbildung:
Der leitende Arzt der chirurgischen Abteilung ist u.a. zum Durchgangsarztverfahren und Verletztenartenverfahren zugelassen.
Der Weiterzubildende wird eingewiesen in das Wesen der gesetzlichen Unfallversicherung und hier insbesondere in die verschiedenen Unfallheilverfahren während seiner chirurgisch-unfallchirurgischen Ambulanztätigkeit.
a) Durchgangsarztverfahren:
Er erlernt die Definition des Begriffes Unfall aus gesetzlicher Sicht, die Sorgfaltsanforderungen an die Erstellung eines D-Arztberichtes und die Modalitäten der D-ärztlichen Weiterbehandlung mit zeitlicher Begrenzung der Arbeitsunfähigkeit und der Notwendigkeit der Nachschau. Er erwirbt Kenntnisse bei der Berufshilfe und den Geldleistungen bei MDE.
b) Verletztenartenverfahren:
Er erwirbt Kenntnisse über die nach § 6 der RVO klassifizierten schweren Verletzungen, die in die Behandlung von dafür eigens zugelassenen Krankenhäuser genommen wird.
17. Sonographische Untersuchungen der Bewegungsorgane einschließlich Arthrosonographie der Säuglingshüfte
Notfallsonographie der Körperhöhlen
Ausbildungsziel des 1.-3. Jahres der Facharztausbildung:
Der Auszubildende führt insgesamt 300 Sonographien der Bewegungsorgane durch und erwirbt Kenntnisse in der sonographischen Diagnostik von
i) Gelenkverletzungen und Degenerationen
i) Tenosynovitiden
i) Gelenkergüssen
i) Kapselbandverletzungen
i) Weichteilhämatomen
i) Abzessbildungen
(insgesamt 200 Sonographien)
i) abdominelle Blutungen und Läsionen intraabdomineller parenchymat. Organe (50 Notfallsonographien)
i) retroperitoneale Raumforderungen
i) thorakale Ergussbildungenüsse
i) Säuglingshüften (50 Untersuchungen)
Operative Eingriffe
Ausbildungsziel des 4. Jahres der Facharztausbildung:
i) 10 Notfalleingriffe, z.B. in Körperhöhlen, Tracheotomie, Thoraxdrainagen, Thorakotomien, Laparotomien
i) 10 Eingriffe an der Wirbelsäule z. B. Bandscheiben-OP, Frakturen, Dekompressionen
Ausbildungsziel des 2. Jahres der Facharztausbildung:
i) an Schulter, Oberarm und Ellenbogen, davon 10 Weichteileingriffe, Arthroskopien, Knochen-und Gelenkeingriffe, 10 Frakturen
Ausbildungsziel des 2. Jahres der Facharztausbildung:
i) an Unterarm und Hand, davon 25 Sehnennähte, Synovektomien, Knochen- und Gelenkeingriffe, 10 Frakturen
Ausbildungsziel des 3. Jahres der Facharztausbildung:
i) am Hüftgelenk, davon 10 Weichteil-, Gelenkeingriffe, Osteotomien, 10 Osteosynthesen, Endoprothesen bei Frakturen, 10 Endoprothesen bei Coxarthrose
Ausbildungsziel des 4. Jahres der Facharztausbildung:
i) am Oberschenkel, davon 10 Weichteileingriffe und Osteotomien, 10 Frakturen
Ausbildungsziel des 3. Jahres der Facharztausbildung:
i) am Kniegelenk, davon 10 Weichteileingriffe, Arthroskopien, 10 Osteotomien, Endoprothesen, 10 Frakturen
Ausbildungsziel des 2. Jahres der Facharztausbildung:
i) am Unterschenkel, davon 10 Weichteil- und Knocheneingriffe, 10 Frakturen
Ausbildungsziel des 2. Jahres der Facharztausbildung:
i) am Sprunggelenk, davon 10 Weichteileingriffe, Arthroskopien, 10 Knochen- und Gelenkeingriffe, 10 Frakturen
Ausbildungsziel des 2. Jahres der Facharztausbildung:
i) am Fuß, davon 10 Weichteileingriffe, 10 Osteotomien, Gelenkeingriffe, 10 Frakturen
Ausbildungsziel des 1. Jahres der Facharztausbildung:
i) 50 Wundversorgungen einschließlich der Behandlung von thermischen und chemischen Schädigungen
i) 10 Eingriffe an Gefäßen und Nerven
i) 10 Eingriffe bei Infektionen an Weichteilen, Knochen und Gelenken
i) 25 Implantatentfernungen
Ausbildungsziel des 4. Jahres der Facharztausbildung:
i) erste Assistenz bei Eingriffen höherer Schwierigkeitsgrade, davon 10 an der Wirbelsäule, 10 am Becken
Ausbildungsziel des 1. Jahres der Facharztausbildung:
i) Konservative Behandlung einschließlich schmerztherapeutischer Maßnahmen, davon 100 bei degenerativen und entzündlichen Erkrankungen bei angeborenen und erworbenen Deformitäten: 10 bei Hüftreifungsstörungen, 10 bei Fußdeformitäten, 100 bei Luxationen, Frakturen und Distorsionen
Ausbildungsziel des 1.-2. Jahres der Facharztausbildung:
i) Indikation, Anordnung und Überwachung physikalischer Therapiemaßnahmen, davon 25 bei chronischen orthopädischen Erkrankungen, 25 in der orthopädisch- unfallchirurgischen Frührehabilitation
i) 100 Injektions- und Punktionstechniken an Wirbelsäule und Gelenken
i) 50 Osteodensitometrien
i) 50 Anordnungen, Überwachungen und Dokumentationen von orthopädischen Hilfsmitteln
i) 10 Mitwirkungen und Dokumentationen bei Schwerverletztenbehandlung (ISS> 16)
Ausbildungsziel 1.- 3. Jahr der Facharztausbildung:
i) 25 fachbezogene Begutachtungen für Berufsgenossenschaften, Unfallversicherungen und Gerichte
Prof. Dr. F. W. Koch
E-Mail: orthopaedie@josef-hospital.de